Zum 50. Mal heißt es in Vossenack: „Vorhang auf für großes Puppenspiel!“
Am 12. November eröffnete das Marionettentheater De Strippkes Trekker mit der Premiere zu „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ das 50. Figurentheater-Festival im Kloster-Kultur-Keller in Vossenack. Nach über 20 Jahren Festivalgeschichte, die von großen Veranstaltungen mit PuppenspielerInnen aus ganz Deutschland und auch internationalen Gästen geprägt waren, musste das 50. Jubiläum natürlich noch einmal groß gefeiert werden. In der Aula des Franziskus-Gymnasiums fanden von Freitag, dem 17.11 bis Sonntag, dem 19.11. fünf vollkommen unterschiedliche Vorführungen statt, welche die Bandbreite des Figurenspiels und dessen Möglichkeiten von seiner besten Seite präsentierten.
Bruder Wolfgang, welcher von Anfang an die Festivals organisiert und geleitet hat, begrüßt am Freitagabend das Publikum und eröffnet das 50. Figurentheaterfestival. Bevor jedoch das reguläre Programm startet, erhebt Alexander Bauwens, langjähriger Freund der Festivals und Puppenspieler aus der Niederlande, das Wort. Im Namen des größten niederländischen Figurentheaterverbandes verleiht er Bruder Wolfgang, als erstem ausländischen Puppenspieler, die höchste Auszeichnung der NVP-UNIMA. Überrascht, aber sehr gerührt über diese Ehrung leitet Bruder Wolfgang über zum Beginn der ersten Veranstaltung.
Zum Auftakt spielt das Kobalt-Figurentheater aus Lübeck, mit Silke Technau und Stephan Schlafke am Freitagabend „Cherry-Picking Shakespeare“ für Erwachsene. Shakespeares Klassiker werden von Romeo und Julia bis hin zu Macbeth zum Anlass des 66. Geburtstag der Queen dargeboten. Sir Archibald, ehemaliger Liebhaber der Queen leitet humoristisch aber auch leidenschaftlich mit Stabmarionetten durch das Szenenprogramm und entlässt das Publikum am Ende des Abends mit einem völlig neuen Blick auf Shakespeares Werke aus dem Theatersaal.
Am Samstagmittag folgt vom Kobalt Figurentheater das erste Kinderstück des Festivals „Die Prinzessin auf der Erbse“. Über 120 Kinder und deren Eltern wurden von Hahn Heinrich und seiner Henne Karlotta begrüßt. Die zwei verrückten Hühner am Hofe des Königs leiten in den Klassiker nach Hans Christian Andersen. Auf die Frage, wer denn bei der Prinzessin auf der Erbse alles mitspielt, folgt neben Prinzessin und Prinz ein selbstbewusstes „Eine Erbse“ aus den Kinderreihen und schon sind alle mittendrin in der Geschichte um die Frage: Was ist denn eine wahre Prinzessin? Und das die auch barfuß durch den Regen laufen darf ist schnell für alle klar!
Auf die ersten strahlenden Kinderaugen folgen schnell die nächsten zur 15 Uhr Vorstellung „Kuckuck und Esel“ von theater rosenfisch. Eine großartige musikalische Darbietung toller Kinderlieder von Stephan Wunsch lässt die Kinder im Theatersaal laut mitsingen und mitfiebern, wie der Streit zwischen Kuckuck und Esel am Ende doch noch geschlichtet werden kann. Figuren-Szenen in der Guckkasten-Bühne bringen die kleinen und großen Gäste zum Staunen.
Doch erneut beweist das Festival, dass Figurentheater auch etwas für Erwachsene ist und sowohl anspruchsvoll als auch emotional sein kann. So überrascht die Darbietung von Stephan Wunsch in Kooperation mit Heike Klockmeier vom Ambrella Figurentheater Hamburg mit einer Ausarbeitung zu „Leonce und Lena“ nach Georg Büchner. Ein Stück über Liebe, Narrheit und den Sinn des Lebens geht unter die Haut und fordert auch durch philosophische Ansätze, die zum Nachdenken anregen.
Zum Abschluss des Figurentheater-Festivals spielen die langjährig befreundeten Puppenspieler Hille und Klaus Menning vom Theater Hille Pupille aus Dülmen das Umweltstück „WOK WOK WOK“. Es zeigt auf kindgerechte Art, wie Tiere und Pflanzen durch Umweltverschmutzung gefährdet werden und schärft den Blick für die Natur um uns herum und wie schützenswert diese ist. Figurentheater kann bei Hille Pupille also auch gesellschaftskritisch und politisch aktuell und das sogar für Kinder. Begleitet wurden die Veranstaltungen des Festivals mit Kuchen- und Suppenbuffets, einem tollen Stand des Buch- und Spielwarengeschäfts BABALU Ronig und des hauseigenen Ensembles De Strippkes Trekker. Die vielen ehrenamtlichen HelferInnen waren tatkräftig an der Organisation beteiligt und ermöglichten dieses gelungene Wochenende.
Das Ensemble spielt am kommenden Wochenende, dem 24. und 25. November, noch dreimal die neue Inszenierung „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ vor ausverkauftem Theatersaal im Kloster-Kultur-Keller und rundet damit das 50. Figurentheater-Festival ab. Nach diesen gut besuchten und erfolgreichen Veranstaltungstagen, lässt sich ein wenig nostalgisch auf eine langjährige Festivalgeschichte zurück und mit Freude in kommende Jahre voller Figurentheater blicken.
Text: Maja Blümer
Fotos: Simon Düring